Frankfurt Marathon 2017 – You can call me Marathoni!

Am 29.10.2017 hieß es in Frankfurt wieder #readytorun. Der Mainova Frankfurt Marathon lockte wie jedes Jahr zahlreiche Marathon- und Staffelläufer auf die Straßen Frankfurts.
Für mich sollte die 36. Ausgabe des Marathons in Frankfurt die Premiere über die Königsdistanz des Laufsports werden.Nachdem ich in der ersten Jahreshälfte sehr gut in die Laufsaison gestartet bin und meine Bestzeit auf der Halbmarathon-Distanz direkt zweimal verbessern konnte, traf ich im Sommer die Entscheidung: „Ein neues Ziel muss her!“.

MEINE VORBEREITUNG

Für die Vorbereitung auf die 42,195 Kilometer wählte ich einen Trainingsplan von Hubert Beck. In 12 Wochen sollte ich so bereit sein, meinen ersten Marathon zu absolvieren.
Der Vorteil der Pläne von Beck ist, dass neben den Laufeinheiten auch alternative Ausdauersportarten wie Schwimmen und Radfahren Platz finden. Gerade in der Vorbereitung auf den Marathon, in welcher die Laufumfänge sowieso schon sehr hoch sind und die langen Läufe dem Körper sehr viel abverlangen und mehr Regenerationszeit benötigen, ist es nicht verkehrt ein paar Stunden Ausdauertraining aus den Laufschuhen ins Wasser oder auf das Fahrrad zu verlagern.

Der Wille und die Motivation mein neues Projekt anzugehen waren groß und den passenden Plan dazu hatte ich nun auch. Nur leider lässt sich das Leben drumherum oft nicht in einen Trainingsplan pressen.
So kam es, dass meine Vorbereitung zwar zahlreiche Läufe beinhaltete, aber so gut wie keine alternativen Ausdauereinheiten. Auch musste ich aufgrund von einigen langen Tagen im Büro und anderen Verpflichtungen meine Laufeinheiten so drumherum bauen, dass es irgendwie passte und das sah leider seltener so aus wie der Plan es vorgesehen hatte. Aber ich machte mich nicht verrückt, denn für meinen ersten Marathon war mein Ziel hauptsächlich, gesund und munter ins Ziel zu kommen. Daher achtete ich in erster Linie darauf, die laut Trainingsplan geforderten langen Läufe durchzuziehen. Denn auch wenn man einen Halbmarathon laufen kann, ein Marathon ist noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Und auf alles, was nach Kilometer 30 auf einen zukommt, wollte ich bestmöglich vorbereitet sein.

 

Meine ersten beiden langen Läufe startete ich mit einer Distanz von 25 km. Wenn man vorher maximal Halbmarathon-Distanz gelaufen ist, ist das schon ein großer Sprung. Aber die ca. vier zusätzlichen Kilometer steckte ich ganz gut weg. Danach folgten 28,5 km, 30 km, 30 km, 32 km bis hin zu meinem längsten Lauf mit 35 km. Die Longruns liefen mal mehr, mal weniger gut. Nachdem ich mich jahrelang gewundert hatte, fast alle Wehwehchen mitgenommen, aber bisher immer die typische Läufer-Problemstelle, das Knie, ausgelassen zu haben, wurde ich nun eines besseren belehrt. Mein rechtes Knie wollte die gesteigerten Laufumfänge nicht ganz so gut wegstecken wie der Rest meines Körpers. Das durfte ich insbesondere bei meinem ersten 30er merken und bereitete mir ein paar Bedenken hinsichtlich der noch einmal 12,195 km längeren Distanz am Marathon-Tag. Aber mit neuen Einlagen, Kinesiotape und der Blackroll, bekam ich das Problem ganz gut in den Griff. Und so konnte ich die letzten langen Läufe auf meinem Weg ohne größere Probleme absolvieren.

Während ich im Laufe der Vorbereitungszeit hin und wieder Bedenken hatte, zu wenig zu tun – was erfahrene Marathonis aber als typisches verqueres Läuferdenken abstempelten, hatte ich gegen Ende plötzlich das Gefühl insbesondere auf der Zielgeraden zu viel getan zu haben. Der letzte lange Lauf über 35 km, eine Woche nach dem 32er und zwei Wochen vor dem Marathon, fiel mir schon sehr schwer und ich merkte, dass mein Körper nach den langen Einheiten einfach müde war. Eine Woche vor dem Marathon wollte ich noch einen lockeren 20er abspulen, aber auch dieser fiel mir ungewohnt schwer. Daher entschied ich für die Race-Week nur zwei Läufe über 5 km zu absolvieren, bevor es am Sonntag an den Start gehen sollte.

 

Frankfurt Marathon blaue Linie

DER TAG DAVOR

Ich hatte bereits versucht in der Woche vor dem Marathon auf viel Schlaf, wenig Stress und viel Essen und insbesondere Trinken zu achten. Ein bisschen mehr Schlaf bekam ich hin, viel Essen und Trinken bekam ich auch hin, aber die Sache mit dem Stress lief nicht so optimal. Die Abende die ich sonst mit Laufeinheiten füllte, welche aber in dieser Woche dank Tapering ausfielen, verbrachte ich meist länger im Büro. Da wollte ich wenigstens am Tag davor alles richtig machen.

Den Samstagmorgen startete ich gemütlich mit Kaffee und Frühstück, bevor es dann um 10 Uhr an den Start des Brezellaufs, dem Warm-up für den Marathon, ging. Dank hervorragender Wohnlage für Frankfurt-Marathonis, war ich in weniger als fünf Minuten am Start und ging mit zahlreichen anderen Läufern auf die ca. 5 Kilometer lange Laufstrecke von der Messe in Richtung Main und zurück. Die Temperaturen waren in den letzten Tagen gefallen, daher war es selbst mit Longsleeve und Thermo-Unterhemd ungewohnt frisch. Aber die Stimmung war gelöst und ich nutzte den Lauf um meine Beine zu lockern. Im Ziel sicherte ich mir schnell die traditionelle Brezel-Medaille bevor ich schnell nach Hause trabte, um nicht zu unterkühlen.

Nach einer heißen Dusche und Nudelsalat ging es auf die Marathon-Messe, um die Startunterlagen abzuholen. Ohne nennenswerte Wartezeit konnte ich meine Startnummer und meinen Kleiderbeutel in Empfang nehmen, schlenderte danach noch ein wenig über die Messe und machte mich dann auch schon auf nach Hause, um den Beinen vor dem großen Tag noch so viel Ruhe wie möglich zu geben. Abends gab es dann noch die traditionelle Pre-Race-Pizza und Eis, bevor es dann früh ins Bett ging.

#READYTORUN – LET’S GO MARATHON

Der Race-Day startete dank Zeitumstellung ausnahmsweise mal einigermaßen human. Die Aufregung war groß, dennoch ließ ich die Vernunft walten und quälte Kaffee – für den Kreislauf – sowie Frühstück und Wasser – für die Versorgung auf den ersten Kilometern – herunter. Gegen 9:15 Uhr ging es dann in den Startbereich, wo der Wind bereits beweisen wollte, was er an diesem Tag alles zu bieten hatte. Zwei Dixie-Klo-Besuche, eine halbe Banane, einen halben Liter Wasser und mehrere halbe Nervenzusammenbrüche später durfte es dann endlich losgehen.

Um 10 Uhr fiel der Startschuss der ersten Starterwelle und um 10:10 Uhr wurde dann auch die zweite Starterwelle – darunter auch ich – auf die Marathon-Strecke entlassen. Pünktlich zum Start kam die Sonne raus, die Aufregung war plötzlich wie verflogen und ich lief gutgelaunt mit den Läufermassen auf die ersten Kilometer meines ersten Marathons.
Nachdem ich ein paar Wochen vorher bei der Generalprobe für den Marathon, dem Halbmarathon in Köln, aus den Konsequenzen eines zu schnellen Starts lernen durfte, war mein Ziel für den heutigen Tag: bloß nicht zu schnell loslaufen. Leichter gesagt als getan. Ich hatte mir eine Pace von 7:00 Minuten pro Kilometer vorgenommen, um knapp unter 5 Stunden ins Ziel zu kommen. Die ersten zehn Kilometer lief ich aber mit einer Pace von unter 6:30 Minuten auf der Laufuhr. Ich wollte mein Tempo zügeln, aber die Kilometer flogen nur so vorbei und ich genoß die Stimmung an der Laufstrecke. Bei Kilometer 13 ging es über die Mainbrücke auf die südliche Mainseite und von dort immer gegen den Wind Richtung Frankfurt Höchst. Von da an konnte ich mein Tempo reduzieren, was sicherlich auch an den teilweise heftigen Windböen lag, die uns entgegen schlugen. Der Wind kostete einiges an Kraft und die einzige Hoffnung war es, auf der ca. 5 Kilometer langen Gerade zurück in die Stadtmitte, mit Rückenwind entschädigt zu werden.

Aber auch als es dann ab Kilometer 28 wieder zurück Richtung Ziel ging und auf der allseits gefürchteten langen Geraden, der Mainzer Landstraße, ab Kilometer 30 wollte sich kein deutlich spürbarer Rückenwind einstellen. Stattdessen fing es an zu nieseln. Nun gut, Wetterkapriolen sollten doch wohl das geringste Problem auf meinem Weg zur ersten Marathon-Ziellinie sein.

Also ging es immer weiter Richtung Ziel, auch wenn sich langsam mein rechtes Knie meldete. Ich nutzte nun die Verpflegungsstationen für kurze Gehpausen um mein Knie zu entlasten, in Ruhe zu trinken und hier und da ein Gel oder eine Banane – was für ein Festmahl – zu konsumieren. Mittlerweile hatte sich um mich herum ein fester Kreis an Läufern etabliert. Mal überholte ich den ein oder anderen, mal wurde ich überholt. Aber im Großen und Ganzen sah man immer die gleichen Läufer.

Bei Kilometer 31 kam ich ins Gespräch mit einem Läufer und einer Staffelläuferin, die spontan statt dem geplanten 9-Kilometer-Abschnitt die 14 Kilometer laufen durfte. Gemeinsam zogen wir uns von Kilometer-Schild zu Kilometer-Schild. Die Läuferin mussten wir leider etwas später hinter uns lassen, aber konnten uns wenigstens noch zu zweit immer weiter in Richtung Ziel vorkämpfen.
Mein Knie fand das Marathon-Vorhaben mittlerweile nicht mehr ganz so toll wie ich und zwang mich hier und da zu Gehpausen. Auch die Oberschenkelmuskulatur machte so langsam zu, aber Marathon ist nun mal kein Kindergarten. Bei Kilometer 35 kamen wir wieder in der Stadtmitte an, die Stimmung an der Strecke wurde wieder besser und so gab es auf den letzten Kilometern noch einmal Motivation von den unermüdlich anfeuernden Menschen an der Strecke.

Kurz hinter der 41 km-Markierung bog ich dann auf die Zielgerade in Richtung Festhalle ein. Der letzte Kilometer zog sich und die Windböen gaben noch einmal ihr bestes. Aber, auch wenn ich es genau wusste, die Rufe vom Streckenrand „Nicht mehr weit!“, „Gleich ist es geschafft!“ und „Die letzten Meter!“ machten es mir noch einmal ganz klar bewusst. Ich bin gerade dabei meinen ersten Marathon zu finishen!
Hinter dem Messeturm ging es links, die letzten Meter bis zur Festhalle. Kurz davor die 42 km-Matte und dann durfte ich endlich erleben, was mir in den letzten Jahren schon als Zuschauer Gänsehaut bereitet hatte. Der Zieleinlauf in die Festhalle! Die Stimmung war toll, der Moderator rief meinen Namen und ich klatschte im Vorbeilaufen mit ihm ein. Noch ein paar Schritte weiter und da war sie dann, die Ziellinie.

Ich kann es noch immer nicht glauben, aber ich bin nun tatsächlich ein Marathoni!

Mit 5:08:22 Stunden konnte ich meine insgeheim angepeilte Zielzeit von unter 5 Stunden nicht ganz erreichen, aber was sind schon achteinhalb Minuten auf einer Marathon-Distanz?! Leider haben mir die Gehpausen die Pace hinten raus ziemlich verhagelt, weshalb ich den 4:59:00-Ballon irgendwann an mir vorbeiziehen lassen musste. Aber Hauptziel war gesund und munter im Ziel anzukommen, das habe ich geschafft – nach zwei Tagen ist mein Knie auch nicht mehr ganz so eingeschnappt – und das ist doch die Hauptsache!

MEIN FAZIT

Marathon ist weit, es ist hart und man durchlebt meist alle erdenklichen Gefühlslagen auf der Strecke von 42,195 km. Das wusste ich bereits im Vorfeld aus Erzählungen, aber nun weiß ich es aus eigener Erfahrung. Ich konnte es bereits vorher erahnen, aber jetzt weiß ich es sicher. Dieser Marathon sollte nicht mein letzter gewesen sein. Für Nicht-Läufer völlig unvorstellbar eine solche Distanz auf sich zu nehmen und dafür auch noch Geld zu bezahlen. Aber dieses Gefühl danach, wenn einem bewusst wird, was man gerade geschafft hat, ist einfach unbeschreiblich. Und wenn ich dafür eben 42,195 km laufen muss, dann tue ich das gerne.

Für die Vorbereitung meines zweiten Marathons habe ich schon einige gute Vorsätze getroffen. Mehr alternative Ausdauereinheiten, mehr Krafttraining um Probleme wie das mit dem Knie schon im Vorfeld zu vermeiden und längere Intervalle für mehr Biss auf den langen Distanzen.
Wann und wo es für mich das zweite Mal auf die Marathon-Distanz geht, kann ich noch nicht sagen. Aber dafür gibt es ja die Off-Season, in der man viele Pläne für die neue Laufsaison schmieden kann.

Der Mainova Frankfurt Marathon ist für mich als Frankfurt-Liebhaberin ein toller Lauf. In der Innenstadt geht es vorbei an vielen tollen Ecken und die Stimmung an der Strecke ist super. Aber sobald es raus geht in Richtung Höchst, wird es an der Strecke etwas ruhiger und die langen Geraden aus der Stadt heraus und insbesondere zurück in die Stadtmitte sind mental eine ziemliche Herausforderung.

Die Organsation hinsichtlich Startunterlagenausgabe und Marathonmesse war gut. Es gab so gut wie keine Wartezeit und die Messe war in Ordnung, wenngleich ein paar große Stände wie dem von Runner’s Point in diesem Jahr gefehlt haben.
Am Marathontag selbst hätte ich mir für den Startbereich mehr Ausschilderungen gewünscht, z.B. hinsichtlich der Lage der Dixie-Klos, einem sehr wichtigen Thema kurz vor Start einer Laufveranstaltung.
Ansonsten war auf der Strecke alles super. Die Verpflegung war gut, es gab fast an jeder Verpflegungsstelle Wasser, Tee, Iso und ab Kilometer 20 dann auch regelmäßig Gels und Bananen sowie hinten raus Cola. Die Verpflegungsstellen waren auch immer bereits 200 Meter vorher ausgeschildert, was mir in Köln beispielsweise gefehlt hat. So konnte man sich vorher darauf vorbereiten, gegebenenfalls noch ein Gel zu sich nehmen und dann pünktlich 200 Meter später mit Wasser nachspülen.
Der Zieleinlauf ist in Frankfurt natürlich eine einmalige Erfahrung und nicht vergleichbar mit Ziellinien anderer deutscher Marathons. Dafür war ich aber leicht enttäuscht von der Verpflegung im Zielbereich. Nach dem Halbmarathon in Köln vor vier Wochen und dem dort mehr als üppigen Buffet im Ziel bin ich natürlich auch verwöhnt. Aber etwas mehr als Suppe, Bananen oder muffig schmeckendem Sportlerkuchen hätte ich schon erwartet.

Die Startgebühren sind in Frankfurt vergleichbar mit anderen großen Städte-Marathons in Deutschland. Die günstigste Preisstufe startet bei 70 Euro und geht bis zu 95 Euro. Nachmeldungen kosten bereits 110 Euro. Immerhin erlaubt die Organisation Ummeldungen, was in Berlin und Köln schon länger nicht mehr möglich ist. So kann man sich ohne großes Risiko den günstigen Preis aus der ersten Preisstufe sichern und im Notfall den Startplatz kurz vorher weitergeben. Genügend Abnehmer finden sich im Normalfall immer.

Trotz ein paar nicht ganz so positiven Punkten kann ich den Mainova Frankfurt Marathon auf jeden Fall empfehlen. Die Stimmung im Läuferfeld ist gut, die Helfer sind gut gelaunt und generell herrscht eine sehr menschliche Atmosphäre, die man bei größeren Veranstaltungen wie z.B. in Berlin leider manchmal vermisst.

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