EVL Halbmarathon 2019 – Mit schweren Beinen und breitem Grinsen ins Ziel

Am 16. Juni 2019 ging es für mich zum 8. Mal in Folge beim EVL Halbmarathon in Leverkusen an den Start. Seitdem ich dort 2012 meinen ersten Halbmarathon überhaupt gelaufen bin, geht es für mich jedes Jahr an den Start dieser wunderbaren Laufveranstaltung. Zwei Jahre machte ich einen Exkurs zum 10 km-Lauf, aber mittlerweile ist die volle Distanz jedes Jahr im Juni fester Bestandteil meines Kalenders. Denn die volle Distanz – in diesem Fall der Halbmarathon – bedeutet in Leverkusen auch vollen Streckengenuss!

MEINE VORBEREITUNG

Auch für den mittlerweile vierten Halbmarathon in diesem Jahr setzte ich voll auf meine bisherige Erfolgsstrategie der fehlenden Vorbereitung. In Venlo und in Berlin hatte mir diese Strategie zwei Bestzeiten bescheren können und vier Wochen vorher beim Vivawest Halbmarathon im Ruhrgebiet konnte ich zumindest eine akzeptable Zielzeits angesichts erschwerender Umstände erreichen.

Wer meinen Wettkampfbericht vom Vivawest Halbmarathon gelesen hat, weiß, dass ich bereits in der Vorbereitung mit meinem Knie zu kämpfen hatte und mir dieses beim Wettkampf selbst dann doch das Leben schwer gemacht hatte.

Nach dem Halbmarathon ging ich das Laufen daher erst einmal etwas ruhiger an, um mein Knie schnellstmöglich zu beruhigen.
So fokussierte ich mich auf kürzere Distanzen auf Parkwegen, lief in der Zeit nur 1-2 Intervalleinheiten auf Asphalt und verlegte meinen einen langen Lauf zwischen den Halbmarathons in den Wald. Dazu gab es mehr Alternativtraining in Form von Schwimmen und Crosstraining im Fitnessstudio, auch um die Muskulatur rund um das Knie zu stärken.

Zu guter Letzt stattete ich auch noch meinem Orthopäden einen Besuch ab, um ernsthafte Beschwerden auszuschließen. Aber mein selbst laufender Orthopäde konnte mich schnell beruhigen, dass die Schmerzen nur von überreizten Bändern kommen und gab mir das „Go“ weiterzulaufen.

Somit sollte dem EVL Halbmarathon, einem meiner Saisonhighlights, vier Wochen später nichts mehr im Wege stehen. Denn bei meinem Lieblings-Halbmarathon wollte ich auf keinen Fall fehlen. Außerdem durfte ich auch in diesem Jahr wieder als Botschafterin für den Lauf dabei sein, ein Grund mehr unbedingt an den Start gehen zu wollen.

DIE TAGE DAVOR

Meine Sportwoche vor dem Halbmarathon sah eigentlich wie immer aus. Ein bisschen Laufen, ein bisschen Crosstraining, ein bisschen Schwimmen. Alles in allem nichts ungewöhnlich Anstrengendes.

Was ich aber nicht absehen konnte, war der Beinmuskelkater von meinem dienstäglichen Crosstraining, der meine Oberschenkelmuskulatur nahezu lahmlegte. Keine ungewöhnlichen Übungen, keine ungewöhnlich schweren Gewichte, trotzdem musste ich leiden, als hätte ich noch niemals zuvor Sport getrieben. Selbst das bloße Gehen bereitete mir in den nachfolgenden Tagen Probleme und ich stakste wie ein Storch durch die Gegend, von treppab laufen oder aus dem Sitzen aufzustehen ganz zu schweigen.

So musste ich meine kurze Laufrunde zum Lockern der Beinmuskulatur am Donnerstag tatsächlich verkürzen, da ein sauberer und runder Laufstil einfach nicht möglich war. Und auch mein gewohnter Shake-Out Run am Tag vor dem Halbmarathon lief zwar schon etwas besser, aber noch lange nicht rund.
Also nicht die besten Voraussetzungen für einen Halbmarathon mit dem ein oder anderen Höhenmeter. Daher tat ich etwas, was ich sonst tatsächlich nie tue und ging noch für eine kurze Runde ins Schwimmbad, in der Hoffnung meine Beinmuskulatur durch den Wasserdruck etwas zu entspannen. Ganz ehrlich? Das war eine blöde Idee, denn erst wenn man Muskelkater hat, merkt man wie sehr Kraulen auch in die Beine geht.

Daher ging es nach einer wirklich kurzen Runde schleunigst wieder nach Hause die Beine hochlegen. Nur noch das und die Pizza am Pre-Race-Abend konnten es nun noch richten.

#WILLSTDUMITMIRLAUFEN – JETZT ABER WIRKLICH!!

Der Wettkampftag startete mal wieder früh morgens. Um 6 Uhr klingelte der Wecker. Kurz einen Blick auf die Wetter-App geworfen, 11 Grad in Leverkusen, sieht doch gut aus. Kurzes Frühstück, das Botschafter-Shirt übergeworfen und ab ging es nach Leverkusen-Opladen.

Dort angekommen herrschte schon reges Treiben. Es fühlte sich an, als sei die ganze Stadt auf den Beinen und alle wanderten gut gelaunt in Richtung Marktplatz, wo sowohl Start als auch Ziel des Halbmarathons lagen. Dort angekommen, traf ich erst einmal auf die anderen Botschafter. Wir hatten das Privileg und durften in dem eigens für uns aufgestellten Botschafterzelt mit tatkräftiger Hostess bei Getränken und Sonnenschein auf den Start warten.

Kurz vor neun machten wir uns dann auf den Weg in den Startbereich. Da werden einem die Vorteile von kleineren Laufveranstaltungen noch einmal vor Augen geführt. Kein langes Warten im Startbereich und auf „Los“ geht’s los und zwar für alle. So war es auch an diesem Tag. Um 9 Uhr ertönte der Startschuss und um 9:01 Uhr lief ich zu Karnevalsmusik über die Startlinie.

Direkt zu Beginn versuchte ich mich zu bremsen. Bloß nicht wieder zu schnell starten und hinten raus eingehen. Zudem schien die Sonne an diesem Tag noch Großes vorzuhaben, so stark wie sie schon kurz nach dem Start vom Himmel schien.

Der erste Kilometer war noch etwas flott, aber danach konnte ich mich gut einfangen und das Tempo etwas drosseln. Tatsächlich kamen mir aber an dieser Stelle sowohl die Höhenmeter der ersten sechs Kilometer als auch die noch immer schweren Beine gelegen. Beides bremste mich ein wenig aus und dennoch konnte ich kontinuierlich einen 6:10er Schnitt laufen. Und das, obwohl es neben der leichten kontinuierlichen Steigung auch bereits muckelig warm war.

Zwischen Kilometer 5 und 7 gab es dann eine kurze Abkühlung, denn die Strecke führt an dieser Stelle durch den Bürgerbusch, ein kleines Waldstück, welches angenehmen Schatten bietet. Aber danach folgt wieder ein Abschnitt ohne nennenswerte Schattenstellen und die Sonne tat das, was sie am besten kann, scheinen und das mit Macht.
Ab Kilometer 8,5 führt die Strecke an der Dhünn entlang. Bäume am Ufer spenden regelmäßig Schatten und der kalte Fluss bietet zumindest ein wenig Kühle. Eine willkommene Erfrischung, denn so langsam wurde es dann doch spürbar wärmer und die kleinen Duschen aus den Trinkbechern an den Verpflegungsstellen brachten nur eine kurzfristige Abkühlung.

Ab Kilometer 10 musste ich ein wenig Tempo rausnehmen. Meine Oberschenkelmuskulatur, die ich sowieso schon seit der Startlinie spürte, macht sich etwas stärker bemerkbar und ich wollte ja schließlich noch ankommen. Also pendelte ich mich bei einer Pace zwischen 6:20 und 6:30 ein. Bei den Temperaturen nicht nur wegen der Beinmuskulatur eine nicht ganz so schlechte Entscheidung.

Bei Kilometer 11 mussten wir die Kühle des Flusses kurz verlassen. Allerdings für eine Ehrenrunde durch die BayArena, was die Wärme deutlich erträglicher machte. Der Moderator motivierte uns mit den Worten „Die Hälfte habt ihr schon geschafft!“ und wir liefen erneut zu den Klängen von Höhnern, Brings & Co. unsere Stadionrunde.

Kurz nach dem 13. Kilometerschild kommt eine der gemeinsten Stellen der Strecke. Man biegt ein in den Neulandpark und trifft dort auf die entgegenkommenden Läufer, die die 2 Kilometer lange Runde durch den Park bereits hinter sich gebracht haben. Wer die Strecke kennt, weiß, jetzt kommen zwei Kilometer pralle Sonne auf einen zu. Und genauso war es auch an diesem Tag. Die Sonne schien erbarmungslos vom Himmel und machte uns den leichten Anstieg auf der ersten Parkhälfte schwer.
Glücklicherweise traf ich genau hier ein paar bekannte Mitläufer und hatte somit zumindest etwas Ablenkung. Dazu gab es musikalische Unterstützung am Streckenrand, welche die Parkrunde zusätzlich etwas kurzweiliger gestaltete.

Nach dem Neulandpark geht es noch ein Stück an der kühlenden Dhünn entlang, bevor dann die letzten vier Kilometer auf dem Plan stehen. Und diese letzten Kilometer sind insbesondere bei warmen Wetter nicht zu unterschätzen.

Zuerst führt die Strecke von Kilometer 17 bis 19 über einen Damm, wo die Sonne wieder ihr Bestes geben kann. Aber die Bewohner des Stadtteils Leverkusen-Bürrig geben zumindest an einzelnen Streckenabschnitten alles, um die Läufer für die letzten Kilometer des Halbmarathons zu motivieren.

Ab Kilometer 19 geht es wieder hinein in den kühlenden Wald, aber es folgt schon bald der sogenannte „Todesberg“, der nach den bereits absolvierten Kilometern zwar kurz aber schmerzvoll ist. Auch in diesem Jahr machte ich mir aufgrund der Höhenmeter bei meinen Waldläufen in der Vorbereitung keine Gedanken wegen des Bergs. Als ich dann aber den Berg erklommen hatte, merkte ich meinen Beinmuskelkater noch einmal mit voller Kraft und fühlte mich erst einmal so richtig ausgebremst. Glücklicherweise folgte auch kurz nach dem Anstieg die letzte Verpflegungstation. Ein Wasserbecher für mich, einen für den Kopf, kurz durchatmen und die letzten 1,5 Kilometer ins Ziel laufen.

Und die letzten 1,5 Kilometer ziehen sich noch einmal. Es geht durch ein Wohngebiet und kontinuierlich nach oben. Am Fuße des „Bergs“ machte uns eine Trommelgruppe noch einmal Feuer unterm Hintern. Tatsächlich motivierte mich das noch einmal und ich konnte bergauf ein gutes Tempo laufen. Allerdings gibt es auch einen entscheidenden Motivationsvorteil für diejenigen, die die Strecke kennen. Denn mit dem Wissen, dass es hinter der Kurve am Ende des Bergs nur noch ein paar wenige hundert Meter bergab ins Ziel geht, läuft es sich doch gleich etwas weniger schwerfällig nach oben.

Und dann durfte auch ich die letzten Meter hinab ins Ziel rollen. Einen besseren Zieleinlauf für Bilder mit einem auch nach 21 Kilometern noch kraftvoll und mühelos scheinenden Laufstil gibt es tatsächlich nicht. Ich gab noch einmal Gas, genoss die jubelnden Zuschauer und lief ins Ziel. Die Zielzeit war mir nach diesem Lauf mit erneut erschwerten Bedingungen ziemlich egal. Umso erfreuter war ich, dann doch die 02:16:57 auf meiner Uhr erblicken zu können. Aber nun hieß es endlich Beine hoch und endlich den Muskelkater auszukurieren.

MEIN FAZIT

Was soll ich zum EVL Halbmarathon noch sagen, was ich nicht schon 2017 oder 2018 gesagt habe? Auch wenn ich als Botschafterin für den Lauf unterwegs bin, so bin ich in keinster Weise verpflichtet irgendeine Lobhudelei zu betreiben. Aber auch in diesem Jahr kann ich mich nur wiederholen. Der Lauf ist und bleibt einer der tollsten Läufe in der Region und einer meiner absoluten Lieblingsläufe!

Die Organisation war auch in diesem Jahr wieder einwandfrei. Von der Startnummernabholung bis hin zum Ablauf am Renntag selbst, ist alles optimal umgesetzt. Und auch in diesem Jahr fiel mir wieder auf, wie freundlich und engagiert die ehrenamtlichen Helfer an der Strecke sind. Da gibt es gerne mal ein bewunderndes „Das macht ihr super!“ oder ein aufmunterndes „Bald habt ihr es geschafft!“ zu hören. Irgendwie fühlt es sich in Leverkusen immer so an, als wären alle eine große Familie. Das rührt sicherlich auch von der Veranstaltungsgröße her, denn auch wenn die Läuferzahl jedes Jahr zunimmt, so ist das Starterfeld doch recht überschaubar. Dies führt aber auch dazu, dass es – bis auf die Toilettenschlange vor dem Start – keine nervigen Wartezeiten gibt.

Neben dem Hauptlauf, dem Halbmarathon, gibt es auch Läufe über die 5- und 10-km-Distanz. Aber wie oben erwähnt, die volle Distanz bedeutet eben auch deutlich längerer Spaß.

Das Preis-Leistungsverhältnis ist beim EVL Halbmarathon einfach unschlagbar. In diesem Jahr bezahlte man als Early-Bird-Anmelder bis April nur 26 Euro, danach stiegen die Startgebühren auf bis zu 36 Euro für Nachmeldungen an. Im Vergleich zu größeren Halbmarathons in der Region, die mit deutlich weniger Liebe zum Detail umgesetzt werden, ist das ein wahres Schnäppchen. Für den 10 km-Lauf wurden in diesem Jahr bei einer frühen Anmeldung 17 Euro und für den 5 km-Lauf 13 Euro fällig.

Ihr merkt also, man kann von dem Lauf nur begeistert sein. Daher werde ich auch im nächsten Jahr zur 20. Jubiläumsausgabe ganz sicher wieder mit dabei sein. Und sollte es euch ähnlich gehen, dann haltet euch den 21. Juni 2020 frei und seid dabei!

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